Ist das Kunst?

 

1. Eure Kunst - Unsere Realität

In Vorbereitung zu diesem Projekt wurde mir von Marzahner Bürger_innen folgender Inhalt im einmütigen Unisono vermittelt:


„Ihr Künstler kommt hierher, setzt uns etwas vor die Haustür, was nichts mit uns und unserem Lebensalltag zu tun hat und verbratet dabei auch noch unsere Steuergelder, die eigentlich zur Verschönerung unseres Raumes gedacht sind. Dann zieht Ihr wieder ab und für uns fällt davon letztlich gar nichts ab.“


Ähnliche Vorwürfe habe ich auch andernorts schon gehört.


Ich begreife diese Kritik als Herausforderung, mich damit auseinanderzusetzen, warum es denn heute und entgegen aller Behauptungen und auch Initiativen aus meinem Umfeld immer noch so ist, dass Kunst von großen Bevölkerungsgruppen als irrelevant wahrgenommen wird und was das eigentlich für uns Künstler*innen bedeutet.


Meine Methode:

Ich komme nach Marzahn, biete dort meine „Dienste“ einen Monat lang für alle gratis an und zahle den BürgerInnen damit -als symbolischen Akt- nicht nur ihre „veruntreuten“ Steuergelder „in Naturalien“ zurück, sondern stütze mich mit dieser Geste gleichzeitig auf einen würdigen gemeinsamen Nenner der Interaktion zwischen sich eigentlich eher fremden Menschen: die persönliche Unterstützungsleistung in Form eines freiwilligen Dienstleistungsangebots ohne Erwarung eines materiellen Profits.


Freiwilligkeit schafft Verbindlichkeit und Verbindlichkeit empfinde ich als essentiell für die Verhandlung der von mir gestellten Frage: „Was kann (meine) Kunst für Sie tun, bzw. wie müsste diese aussehen, damit sie für Sie relevant wird?“ „Muss meine Kunst überhaupt relevant sein und wer entscheidet überhaupt, was, wann, wie relevant ist?“


2. Zunehmende Entfremdung

Es sind vornehmlich die Hochkultur-Kreise, die Kunst als wirkmächtiges, sich permanent selbst erneuerndes Versprechens eines menschenwürdigen Überlebens beschreiben. So wurde es mir auf jeden Fall während meiner Ausbildung immer wieder vorgebetet: wie unbedingt wichtig Kunst für Gesellschaft und gleichzeitig jede einzelne individuelle Lebensgestaltung seien. Ohne Kunst wäre der zumeist allzu deprimierend erscheinende Überlebenskampf nicht erträglich und auch die/der KunstprofessorIn hätte keinen Job.


Übertrage man diese in bildungsbürgerlichen Systemen weit verbreitete Überzeugung auf eine philosophische Ebene, dann käme man bei folgender Sichtweise an:


"A light of possible intelligence and openness seems to come not from philosophy but from art. I am actually not sure of what I am talking about when I say the word "art", and you aren't either: no, nobody knows exactly. Yet it seems that in a recent poll, around 24 percent of German young people interviewed by journalists answered the question "What do you want to do when you are an adult?" with the answer "I want to be an artist". What do they think that boing an artist means, exactly? Do they think about the rich possibilities of the art market? Well, maybe, but I don't think so. I think that they say I want to be an artist because they feel that being an artist means "to escape the future of sadness, to escape the future of precariousness as sadness.


Franco „Biffo“ Berardi „Economic Dogmatism and Poetical Thought in the Coming European Insurrection“, in: „Art as a Thinking Process“, Sternberg Press


Die Marzahner Kritik hingegen ist nur eines unter vielen Beispielen dafür, dass Kunst in der Wahrnehmung einer breiten Gesellschaftsschicht ein dazu gegenteiliges Image-Schicksal teilt: Realitätsfremdheit. Unsinn, Luxus, Dekadenz, ja sogar Verrat an der Gesellschaft durch eine kleine hermetische Elite, die sich auf Kosten der Bürger die Freiheit nimmt, ihre ästhetischen Phantasien (unter Nutzung der Kunst) sich manifestieren zu lassen.


Nicht nur dort in Marzahn hat man nämlich nicht nur kein Geld für die Oper, sondern auch kein Interesse an ihr. Des Weiteren hat man auch kein Interesse am zeitgenössischen Theater, an Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und über den zeitgenössischem Tanz wird sich gerne lustig gemacht. Auch vom ideologischen Standpunkt aus hat man hier ganz klar definierte Resentiments: Oper, Theater, Tanz etc. ist affirmative Repräsentation der Oligarchie.


Warum ist das so? Herrscht hier wirklich ein Definzit an kultureller Bildung? Kultur ist doch heute sogar an der Peripherie allgegenwertig und erzeugt deshalb auch dort eine Vielzahl innovativer Emergenzen, die -so heißt es-für alle von Wert und Bedeutung sind. Irgendetwas stimmt da doch nicht mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Erwartung, Anspruch und Realität!


Der italienische Philosoph Maria Perniola hat dieses Problem erfasst:


„Die Kluft zwischen der künstlerischen Innovation und dem Publikum hat sich enorm vergrößert, bis hin zu einem regelrechten und unlösbaren Widerstreit; das Publikum ist dem Zuschauer einer Schachpartie vergleichbar, der keine Ahnung von den Spielregel hat: er sieht zwei Personen, die abwechselnd auf dem Schachbrett aufgestellte Figürchen verschieben. Zugleich annulliert jedoch die Akzeptanz seitens der Institution den grenzüberschreitenden Effekt der künstlerischen Innovation und verwandelt das ganze System der Kunst in ein Spiel für Eingeweihte, bei dem(...)diejenigen fehlen, die sich noch aufregen können. (...)

Den Platz der Happy Few der ehrfürchtigen Anhänger der Kunstreligion hat eine Masse von Laien eingenommen, die den Provokationen der zeitgenössischen Kunst eine gleichgültige Haltung oder noch öfter sogar offene Ablehung entgegenbringt. Zwischen der zeitgenössischen Kunst und der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung hat sich eine enorme Kluft aufgetan, die sich in einer Reihe von Reaktionen äußert, angefangen bei der Ironie bis hin zur Beschuldigung der Verschwendung öffentlicher Gelder. Das Verhältnis zwischen der zeitgenössischen Kunst und dem Publikum baut von daher nicht mehr auf der Suche nach Anerkennung und auf Bewunderung auf, sondern auf Provokation und Skandal. Der künstlerische Wert hat deshalb eine stärkere Tendenz, auf dem Markt der Information und Kommunikation zu basieren als auf dem der Kultur. Das profane Publikum mit den Kritikern und den traditionellen Intellektuellen im Schlepptau trägt zur Bestimmung dessen, was Kunst ist, gerade durch seine Ablehung bei. (...) Im Laufe der letzten Jahrzehnte begannen die Vertreter von Institutionen und Verwaltung, die einst die Ablehnung der breiten Öffentlichkeit teilten, auf die Seite der Künstler zu überzuwechseln und dem Ausbruch von Skandalen Vorschub zu leisten, um aus diesem einen Werbevorteil herauszuschlagen (...) Die Avantgarde zeigt sich deshalb als Siegerin, weniger auf der Ebene des Kunstmarkts (...), als vielmehr auf institutioneller Ebene: Ihr ist es gelungen, einen Verbündeten in der Verwaltung zu finden, aber sie lässt den „Rest“ außen vor. Und dieser Rest ist die breite Öffentlichkeit der Laien, die - wenn auch in negativer und paradoxer Art und Weise - zum Schlüssel des Erfolgs der künstlerischen Handlungen wird.“


Mario Perniola - „Die Kunst und ihr Schatten“, diaphanes


Ich fasse fragend zusammen: Ist es also wirklich so, dass die breite Öffentlichkeit zeitgenössische Kunst als realitätsfremdes Ärgernis ablehnt, weil diese nämlich zwar einerseits omnipräsent im Raum steht, gleichzeitig aber kaum einer versteht, warum und für wen sie überhaupt da ist und was das Ganze letzendlich zu bedeuten hat, außer dass immer irgendwelche institutionellen Maßnahmen mit involviert sind, die insistieren, dass alles zum Wohle der Gemeinschaft passiere?


Und dann kostet es ja augenscheinlich auch noch richtig Geld, wenn plötzlich in irgendeinem Leerstand eine Gruppe leichtbekleideter TänzerInnen sich die Wände entlang räkeln, klassische MusikerInnen mit kryptischen Gesten ihre Instrumente durch die Fussgängerzone schleifen oder Schauspieler im Marktplatzbrunnen stehend existenzialistische Prosa deklamieren.


Ich möchte konkretisieren: der Geldstrom ist vorher schon zum Großteil auf Administratoren- und Kuratorenebene versiegt. Die Künstler_innen, die man vor Ort sieht, arbeiten zumeist für symbolische Summen, oder für ihren CV.


Wenn man einmal nachfragt, warum Künstler_innen für ihre Arbeit heute nicht mehr bezahlt werden, erhält man unter Umständen folgende Antwort:


„Würde man den Teilnehmern etwas bezahlen, würde das den ganzen Charakter des Events zerstören.“ Denn dessen spezieller Reiz bestehe gerade darin, dass man unter Gleichgesinnten spontan und ohne institutionelle Zwänge Technokunstwerke produzieren und sich gegenseitig inspirieren kann.“


http://www.berliner-zeitung.de/kultur/transmediale-schwer-zu-entsorgen,10809150,26033522.html


3. About Artfatigue

Angesichts der Tatsache, dass man als Marzahner BürgerIn bei diesen Aktionen zuschauend im Realen selbst mit dem Existenziellen ringt (auch hier wissen die Leute nicht, wie nahe man sich hierbei doch ist), kann einem schon einmal die Hutschnur hochgehen, was mitunter als verinnerlichte Routine -wie in Marzahn sich manifestierend- auch zu einer kategorischen Angriffs-Abwehrhaltung gegenüber Kunst (egal welcher Art) führt.


Im klaren Marzahn-Deutsch heisst das: „Da haben sich ja wieder mal ein paar schlaue Köppe zusammengesetzt und sich watt Schlaues ausjeheckt, watt aber keiner haben will, außer die schlauen Köppe selbst natürlich!“


Die Marzahner_innen erfassen hier ganz intuitiv, woher das alles herrührt: der Ursprung liegt in der zeitgenössischen Kultur-Förderungs-Politik, besonders, wenn sie in Kooperation mit Großunternehmen passiert, die kryptisch-pompöse Spektakel für die Bewohner der Kristallkuppel liebt und die Allgemeinheit dabei bewusst ausschliesst, indem sie sie vor dem Eingang mit DJs und Würstchenbuden abspeist und dies dann als Kunst verkauft, währenddem sich Kulturpolitiker_innen in der VIP-Lounge mit lokalen Kunstgrößen fotografieren lassen.


Meine Hypothese: die generelle Ursache des hier beschriebenen Unverständnis-Phänomens gründet in einer radikal asymmentrischen Dialogkultur zwischen den inflationär anwachsenden ExpertInnen-  bzw. EntscheidungsträgerInnenrunden, den „Ausführenden“ und ihren „Coaches“ und dem großen „Rest“ da draussen. Wenn da ein Austausch stattfindet, dann höchstens in der Aufarbeitung, in Form von umsonst-Symposien, die eigentlich auch niemand interessieren, außer eben die ExpertInnenrunden selbst.


4. Expertokratie und Expertenschwemme

Kennen Sie diesen Spruch: Politik ist heute, wenn hoffnungslos überforderte und deshalb chronisch verängstigte Einzelpersonen ExpertInnenrunden beauftragen, Untersuchungen in der Öffentlichkeit durchzuführen, die dann in Empfehlungen münden, die erstgenannte Personen dazu führen, immer paradoxere Entscheidungen zum Wohle der Allgemeinheit zu treffen.


Der öffentliche Raum und seine Menschen wird hierbei zwar permanent von allen Seiten „be- bzw. erforscht“ und im Folgenden „bespielt“, die Öffentlichkeit trägt aber nur selten realen Nutzen davon. Sogar ganz im Gegenteil: diese Maßnahmen verschlingen beachtliche Budgets und wirken zugleich destruktiv auf den gemeinschafltichen Raum ein. Weil hier -wie schon zuvor von Perniola durch das Schachspiel für Unkundige bildhaft beschrieben- Projekte geplant und Entscheidungen getroffen werden, die zumeist aus der Konstruktion einer Wunschrealität resultieren und zumeist recht wenig mit der wirklichen Komplexität des Realen zu tun haben (wollen).


Präsentiert Kunst heute eine Möglichkeit der Manifestation des autonomen Willens, oder eher das Antragskonzept als Reaktion auf die Ausschreibung?


Ich befürchte, genau dies ist der Fall. Denn heute passiert Kunst in 70% aller Fälle nur noch dann, wenn bestimmte Ausschreibungen zu bestimmten Anträgen führen, die „in favour“ bestimmter Jury-Runden „designed“ wurden, die dann natürlich in vorbestimmten Ergebnissen münden, die sich allzuoft vor allem dadurch auszeichnen, dass sie die gerade aktuellen Moden der Förderungskultur „verwirklichen“ und zugleich die Arbeitssituation der Ausführenden weiter verschlechtern.


Dass unsere Förderungskultur dies betreffend gerade an ihre Grenzen stößt, kann man beispielhaft an folgendem Projekt studieren:

http://www.borsig11.de/wordpress/public-residence/


Das Prinzip „Chance“ und dann noch als Spielgeld löst bei mir eine heftige Gegenreaktion aus, auch wenn das Projekt vielleicht gar keine schlechte Intention besitzt. In prekären Räumen mit Falschgeld zu spielen und dabei Künstler auf Werbetour zu schicken ist meines Erachtens außerhalb der Als ob-Anstalten keine wirklich gute Maßnahme.


Wenn aber, wie in einer Ausschreibung des „Fonds Darstellende Künste“ 2013 freie Künstlergruppen beaufragt werden, den Randkommunen über eine partizipative Bespielung die ursprüngliche Bedeutung ihrer „Un-Orte“ (gemeint sind nicht die Augéschen „Nicht-Orte“), ja sogar „Schandflecken“ klar zu machen, dann kann man fast schon von einer Art kommunalen „Kulturimperialismus“ sprechen, insbesonders wenn man dafür auch noch die „Komplizenschaft“ des Zuschauers einfordert und ihm darüber ein „stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zu seiner Kommune“ vermitteln will. Mir stellen sich bei dieser sozio-diametralen Ausschreibungslyrik aus dem chronisch zur Selbstüberschätzung neigenden Theaterbiotop die Nackenhaare auf. Zugleich zeigt sich hier auch die Hilflosigkeit im Umgang mit der Komplexität des Raumes, seiner „natürlichen“ Akteure und derer Möglichkeiten. Was und wo sind denn nun jene behaupteten Un-Orte? Die von freien Theatergruppen temporär bespielten Leerstände ehemaliger Schlecker-Filialen? Das x-ste Ausgabe eines zur „Kulturbrauerei“ transformierten Backsteinensembles aus der Gründerzeit? Vielleicht sind aber die wahren Un-Orte in den Denk- und Kommunikationsroutinen jener Menschen auszumachen, die eigentlich schon viel zu lange in diesem Business immer das Gleiche veranstalten: mit Hochdruck daran zu arbeiten, den BürgerInnen nachhaltig-korrektes „Kultur.Bewusst.Sein“ einzutrichtern. Egal, ob sie es wollen oder nicht, den sie wissen als Experten ja besser Bescheid über den Bürger als dieser selbst über sein Wohl. Deshalb ist Partizipation heute erste Künstlerpflicht. Und zugleich die Erfüllung der Pflichten gegenüber der „gesamtstaatlichen Repräsentation“:


Nach dem Hauptstadtfinanzierungsvertrag von 2007 fördert der Hauptstadtkulturfonds Projekte mit gesamtstaatlicher Repräsentation. Dies umfasst Projekte, die für Berlin bedeutsam sind, (inter)nationale Ausstrahlung haben und besonders innovativ sind. Worin besteht Ihrer Meinung nach die Relevanz bzw. der Modellcharakter Ihres Projekts? An welche aktuellen (inter)nationalen Diskurse knüpft Ihr Projekt an? Welche innovativen Ansätze werden dabei verfolgt? Welche neuen Perspektiven werden entwickelt?“

(Quelle: HKF, Online-Antragsformular, Anlage 6)



5. Künstler als „Content-Provider“


„Künstler landen heute vor der Alternative: entweder Mönch sein oder Minderbegabter.“ Mario Perniola: „Wider die Kommunikation“


Mit anhaltend größer werdender Befremdung in Bezug auf die hier beschriebenen Entwicklungen behaftet, frage ich mich heute immer wieder selbst: Was hat das, was ich tue, mit dem zu tun, was da draussen los ist? Wie sieht es denn konkret mit dieser behaupteten „Unbedingtheit“ aus, die Kunst anscheinend so relevant macht? Bin ich in dieser Situation nicht ein „Erfüllungsgehilfe“, ja „Content-Provider“? Trage ich nicht zur beschriebenen Entfremdung selbst mit bei, indem ich mit meiner Arbeit die beschriebenen Strukturen bediene? Kann ich heute als Einzelperson überhaupt noch irgendetwas aus eigener Kraft erschaffen, oder geht kreative Arbeit nur noch innerhalb einer Interessengemeinschaft mit direkter kulturpolitischer Lobby-Anbindung? Freut sich der Staat sogar vielleicht, wenn mein Aufruf nach mehr Eigenverantwortung Gehör findet, weil er sich dann aus der Verantwortung für die Kunstförderung gänzlich zurückziehen kann?


Paul Klee hat einmal geschrieben, das Verhältnis von Kunst und Leben sei mit einer zweistimmigen Invention zu vergleichen. Kunst und Leben spiegeln, imitieren, konterkarieren, parodieren, durchdringen sich unablässig. Dann steht da immer wieder diese Erwartung im Raum, die Kunst müsse eine Alternative zum Ist-Zustand des Lebens bieten können und dürfe sich deshalb nicht zu sehr auf den Alltag einlassen bzw. sich mit ihm vermischen.


Ein rein statistischer Blick auf die Kunst zeigt: Noch bis vor ca. 20 Jahren gab es relativ wenige Kunst-Produzenten und relativ viele Kunst-Konsumenten. Heute hat sich dieses Verhältnis ins Gegenteil umgekehrt. Kunst ist somit Alltag. Zu beobachten in allen Ballungszentren: eine explodierende Zunahme an künstlerischer Aktivitäten aller Art, die von einer immer überbordenderen Administration in Szene gesetzt werden und zumeist unter dem Motto „umsonst und draußen“ läuft. Die meisten der Konsumenten sind dabei selbst Künstler und die Administratoren die Kuratoren.


Ist Josef Beuys handlungsästhetische Vision in Richtung Generalisierung des ästhetischen Zustands: „Jeder ist ein Künstler“ schon lange Realität geworden, bewegt sie sich heute (nicht nur) in Berlin auf ihre paradoxale Verquerung zu: „Der Künstler ist ein Jeder“.


Dass es nicht genug Kunst geben kann, wie gerade die institutionalisierte Hochkultur immer dann verlauten lässt, wenn der Kulturausschuss tagt und die Förderkuchenverteilung in eine neue Runde geht, das ist eben auch nur eine Annahme, die sich an der Wirklichkeit messen muss, dies aber recht ungern tut, weil das Ergebnis auf jeden Fall desaströs ausfiele. In einer Gesellschaft bei der es primär nur noch um die Konsolidierung der administrativen Selbsterhaltungsstrukturen zu gehen scheint, ist kreative Unberechenbarkeit ein Problem, diese wird durch Vergleichbarkeit, und Nachhaltigkeit ersetzt.


6. Verblendungskomplex der Bessergestellten

Worum geht es wirklich, wenn es wieder einmal heisst: „Mozart-Matinee: Frühstück mit Wolfgang“? „Musikantenstadl für Bessergestellte“?


Es geht um Fördergelder, wenn am Sonntagvormittag im Konzerthaus Mozart mit Croissant und Prosecco gereicht wird und es geht um von Kulturmanagern iniitierierten Hochkultur-Expansionismus, wenn die Clubnacht im „Watergate“ mit Streichquartetten eingeläutet wird oder Instrumentalisten der Philharmoniker den Musikunterricht für Grundschüler_innen übernehmen und Musikschullehrer_innen zeitgleich ihren Job zusammengestrichen bekommen.


In diesem Punkt muss ich den Marzahnern vorbehaltlos Recht geben: Die total überverhältnismäßige Subvention affirmativ-representativer Hochkultur stellt wirklich eine massive Veruntreuung von Steuergeldern dar, weil sie zum Nutzen einer gesellschaftlichen Minderheit geschieht und der große „Rest“ bewusst außen vorgelassen wird.


Nun ist es so, dass ein klassisches Streicherensemble oder eine zeitgenössische Tanztruppe natürlich viel besser zu einem Autohaus oder einer Bankzentrale passt als Manfred‘s Dixieland Kapelle. Auch die Dienstreise eines renommierten Theaterensembles lohnt sich als Beitrag für ein ebenso renommiertes internationales Theater-Festival mehr als das Bürgertheater Hinterquetschemembach.


Eine Frage bleibt hier trotzdem unbeantwortet: wo liegt der Ist-Wert des Einen und des Anderen bei einer „neutralen“ Einschätzung, z.B. wenn man diesen omnipräsenten und zugleich sehr einseitig ausgedeuteten Begriff „Kulturauftrag“ mit „zeitgenössischer Bedeutung“ neu besetzen würde?


Die nach wie vor in ihrer Gesamtheit viel zu wenig hinterfragte Hochkunst-Subventionskultur wäre meiner Ansicht nach nur dann noch zu rechtfertigen, wenn man zugleich die künstlerisch-bürgeriche Allgemeinbildung in den Schulen wieder vermehrt fördern und nicht wie schon seit Jahrzehnten immer mehr reduzieren würde und damit der Allgemeinheit wenigstens die theoretische Chance einer Teilhabe ermöglichen würde. Zugeich stellt sich die Frage, ob man anstatt der Förderung einer vergehenden bürgerlichen Hochkultur lieber den Fokus auf die Förderung zeitgenössischer Kulturen legen sollte? Dies würde zu etwas führen, was ich Aufklärung Reloaded nennen möchte, sprich, den Ausgang aus der kulturbürgerlichen Unmündigkeit, die aus der gut gepflegten Ignoranz resultiert, alles kategorisch zu ignorieren, was keinen akademisch dokumentierten Bezug auf das 19. Jahrhundert besitzt. Ansätze zu Alternativen zeigen Veranstaltungen wie der jährliche Kongress des CCC in Hamburg, die Transmediale in Berlin, Ars Electronica Linz, Sonic Protest Paris...


7. Tired of Participation?

Wenn man heute im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Szenarien als Künstler_in der sogenannten „Freien Szene“ im öffentlichen Raum arbeitet und für ein neues Projekt an irgendeiner Tür anklopft, muss man sich mitunter ja fast schon schämen, die „Experten des Alltags“ schon wieder für eine weiteres Interview zu befragen, Protest fürchtend: „Mensch, schon wieder ein Kunstprojekt. Lasst mich doch endlich in Ruhe, es waren doch schon letzte Woche drei Künstlergruppen bei mir! Könnt Ihr Euch denn nicht zur Abwechslung auch mal alleine selbstverwirklichen?“


Ich sehe es schon kommen, dass ich selbst einmal an ein Rollstuhl gefesselt als „Experte des Alltags“ von einer Post-Post-Rimini-Protokoll-Theatergruppe auf die Bühne gerollt werde, um dort auf einem Kreativitätsforschungssymposium vor einem Publikum -das selbst nur aus pensionierten Künster_innen und Wissenschaftler_innen besteht- über die Enuresis-Selbsterfahrungsforschung zu referieren.


Unter diesem Vorsatz danken wir alle unserer heute wunderbar durchkultivierten Antragslyrik bzw. auch Ausschreibungslyrik, die eine von Entscheidungsträgern und Petitionisten in Schicksalsgemeinschaft „geteilte Lyrik“ ist, weil sie der selbstverwirklichenden „Kreativität“ durchbürokratisierter Kulturprogramm-Exzesse entspringt und es davon in diesem Kontext kein Entrinnen mehr zu geben scheint.


Es ist mit der Kunst und ihren Wertigkeiten wie mit dem Geld: ist zu viel davon im Umlauf, verliert es an Wert.


Wenn Kunst eine Verhandlung existentieller Standpunkte jenseits des Mainstreams sein soll, dann darf man als Künstler heute (nicht nur in Berlin) eigentlich keine Kunst mehr machen, denn hier lebt die Kunst im Zentrum des Mainstreams und gleichzeitig -das ist das Paradoxe der Situation- in immer größer werdender inhaltlicher Distanz zum „Leben“.


Eine Frage drängt sich immer mehr auf: welche Möglichkeiten bzw. Alternativen bleiben einem Künstler heute dann noch? Muss man sich in die Peripherie bewegen?


Vilém Flusser hat schon vor 20 Jahren konstatiert, dass die Krise der westlichen Kultur begründet ist in der Tatsache, dass heute die Elite (die legitimierten Experten) zu 99% selbst der Massenkultur angehört und sich somit kaum mehr vom Laientum unterscheidet.


Deshalb ist heute praktisch auch jeder professionelle Künstler gleichzeitig ein potentieller Harz IV-Empfänger, aber eben nicht, wie in den vergangenen 10 Jahren immer gerne propagiert wurde, jeder Harz IV-Empfänger ein potentieller Künstler.


Folgender FAZ-Artikel beschreibt die von mir hier dargestellten Verhälnisse noch einmal von einem völlig unterschiedlichen Fokus aus:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hauptstadt-berlin-es-sind-gar-nicht-die-hipster-dummkopf-12600122.html


8. Zurück zum Projekt

Ich greife mit dem Projekt „Maurice ist da!“ neben dem künstlerischen Experiment mit den Bürger_innen gleichzeitig die generelle Situation zunehmender Prekarisierung künstlerischer Arbeit als fremdbestimmter Dienstleistung auf und überführe diese in eine andere Art künstlerischer Tätigkeit, die sich bewusst mit der Frage nach ihrer Beziehung zum „Gemeinsinn“ konfrontiert und dabei die Idee des „Dienstes“ außerhalb der traditionell-institutionellen Kontexte neu ins Feld der Möglichkeiten führt.


Verändert die künstlerische Haltung die profane Arbeit, verleiht sie ihr eine besondere „Würde“? Verändert die profane Arbeit wiederum die künstlerische Haltung, verleiht sie ihr eine besondere Intensität? Was passiert, wenn ich den mir fremden Raum, in den ich mich als Künstler hinein bewege, nicht mit vorgefertigten Antrags-Ideen „bespiele“, sondern ihm mit meiner Kunst und letztlich mir selbst als Person „diene“? Wird sich aus dieser Interaktion mit den Bürger_innen etwas ergeben, was ich „intensivierte Intersubjektivität“ nenne? Ist dies vielleicht diese „andere Kunst“ die mir in der Theorie vorschwebt?


Für mich bedeutet der Kern des künstlerischen Lebensentwurfs heute trotz aller Disziplinierungsmaßnahmen: Non-Konformismus. Wie Lou Reed einmal sagte, er sei Künstler und könne deshalb so exzentrisch sein, wie er wolle. In diesem Sinne ist Kunst für mich eine Lebenspraktik, die Alternativen zum allgemeinen „Ist-Zustand“ vorschlägt. Ich akzeptiere das Vorgefundene nicht so, wie es behauptet wird erscheinen zu müssen und schaffe durch mein Handeln im Raum eine potentielle Alternative. Ich diene der Sache indem ich sie „intensiviere“. Ich trete mit dem „Das macht man nicht!“ bzw. auch dem „Das macht man so!“ in ein Streitgespräch.


Die aktuellen Verhältnisse der radikalen Formalisierung bzw. Ökonomisierung von Allem und Jedem erfordern eine noch eingehendere Kontemplation alternativer Handlungsmöglichkeiten. Oder wie Hannah Arendt in ihrem Buch „Vita Activa“ schon in den 70ern gefordert hat: sich wieder weniger „verhalten“, statt dessen wieder mehr „handeln“ und sich darüber klar werden, dass unsere Gesellschaft heute immer mehr dazu neigt, eigenverantwortlich-hervorragende Leistungen zu verhindern, ja die Leute sogar dafür zu bestrafen, wenn sie aus eigener Kraft Erfolge erzielen. Wenn man den hier beschriebenen Entwicklungen und den daraus resultierenden Ergebnissen etwas entgegensetzen will, muss man gezwungenermaßen wieder mehr widerständiges Engagement entwickeln und dabei auch Dinge tun, die nicht nur die aktuelle Experten-Diskurs-Mode verwirklichen. Ein „Discontent-Provider“ sollst Du Künstler sein!


9. Intensivierte Intersubjektivität

Vielmehr muss man gerade das eigene Umfeld aktiv mitgestalten indem man mit ihm „ko-operiert“. Dabei aufhören Räume zu „erobern“, sie zu „bespielen“ und statt dessen anfangen, in diese Räume wie gleichzeitig in sich selbst „hinein zu horchen“ und dann das an diesen Orten „Erfahrene“ kunstvoll und ohne Spektakel in phantasievolle Intensivierungen überführen, die v.a. zwischen Menschen stattfinden sollen, die sich normalerweise von alleine nie austauschen würden.


Im Idealfall wäre dies nach Vilem Flusser z.B. ein Projekt, das einen nordkoreanischen Rotarmisten und einen Wall Street-Broker freiwillig dazu bringt, gemeinsam für einen Moment im Leben irgendetwas zu tun, was für beide zugleich relevant ist und durch diese Interaktion einen „Mehrwert“ jenseits der sozialen und kulturellen Barrieren zu erzeugen, der nicht nur auf die einzelnen Akteure, sondern auf den gesamten sie umgebenen Raum rückwirkt.


Es geht hier um eine besondere Art der „Begegnung im und mit dem menschlichen Handlungsraum“, durch die eine intersubjektive Intensivierung im alltäglichen Miteinander gefördert wird. Die zumeist institutionell erarbeiten, verinnerlichten Baupläne und standardisierten Erwartungsschemata werden dabei analysiert, kritisch hinterfragt und Alternativen artikuliert, die selbst immer wieder vom neuen zur Disposition gestellt werden.


Nach dem französischen Kunst-Philosophen Jacques Ranciére soll die Kunst eine „Vermählung“ der durch die westliche Industriegesellschaft traditionell aufgetrennten Sphären der Arbeit und der Freizeit ermöglichen.


Ich lebe heute in einer post-industriellen bzw. auch post-demokratischen Dienstleistungsgesellschaft, in der fremdbestimmte Arbeit immer mehr in die individuelle „Freizeit“ eindringt, diese für sich beansprucht. Die traditionelle Aufteilung zwischen diesen beiden Sphären wird somit heute klar zu Gunsten eines notorischen „High-Traffic-Jobs“ oder der fremdbestimmten Arbeit im chronischen Niedriglohnsektor 24/7 erneut „zusammengeführt“.


Die Kunst sei nach Ranciére gerade deshalb politisch, weil sie die Dimensionen des Privaten und des Öffentlichen neu verhandelt. Fremdbestimmte Arbeit ist für Ranciére „privat“ und die Freizeit „öffentlich“, weil sich das Individuum nur in der Freizeit in aller Öffentlichkeit „frei“ bewegen kann, sprich tun und lassen kann, was es will. Eigentlich fing die Reflexion über diese Trennung ja schon viel früher an, nämlich bei Platon und seiner Politeia. Für die alten Griechen war die „Privatperson“ im wörtlichen Sinn ein „Idiot“.


Gerade unter diesem Vorsatz mache es gerade heute Sinn, von „freier Kunst“ (ganz im Gegensatz zur Freien Szene) sprechen zu wollen, auch wenn diese immer nur als Schatten einer übermächtigen, völlig anders gepolten Realität existieren kann. Genau deshalb sind wir KünstlerInnen ja immer diese „Verrückten“. Weil wir durch unseren Lebensstil eben etwas „verrücken“, aus dem Lot bringen. Der „Idiot“, der sich „öffentlich“ macht.


Wie Ranciére beschreibt, erhalte das Individuum durch die Kunst wenigstens die theoretische Chance, seine liebste „Selbst-Beschäftigung“ zur Profession und damit zum „Einkommen“ zu machen. Durch diesen Akt emanzipiere der „normale“ Mensch sich von den Zwängen der fremdbestimmten „Reproduktionskreisläufe“, denen 90% aller Individuen unserer Gesellschaft alternativlos unterworfen sind und die allein den Entscheidungen einer minoritären Elite unterliegen.


Über die Kunst zur Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von heteronom bestimmter Lebensgestaltung. In Anbetracht der aktuellen Sachlage erscheint dieses Denkkonstrukt entweder als grundzynisches oder grundnaives Konstrukt.


Heute bedeutet die Künstler_innenexistenz entweder Glück haben (ein minimaler Teil), Ohren anlegen und möglichst kommerziell arbeiten (ein großer Teil), oder sich eben in einer prekären Situation befinden (der maximale Teil). Wie schon gesagt: „Künstler landen heute vor der Alternative: entweder Mönch sein oder Minderbegabter.“


Wie den meisten anderen Individuen graut es dem/der durchschnittlichen Kunstschaffenden heute vor der Zeit des höheren Alters. Vor kurzem habe ich einen Musiker-Kollegen gefragt, was ein Musiker macht, wenn er nicht mehr spielen kann. Die Antwort war: „Drinking“.


Das Leben und die Kunst gleichen sich also auch in diesem Kontext radikal aneinander an. Oder man kann auch sagen: war es einmal der Traum der Postmoderne, dass die Kunst sich in das Leben auflöst und somit alles zur Kunst wird, so ist es heute ein Horror-Szenario, mitzuverfolgen, wie das Leben sich in die Kunst auflöst und es somit kein Entrinnen mehr zu geben scheint.


Nach Philosophenaussage existiert die Kunst nur solange, wie es einen real wahrnehmbaren Unterschied zwischen Kunst und Leben gibt.


Damit dieser gewollte Unterschied besteht, muß der modernen Dialektik eines Theodor Adorno nach der Kunst als einziger gesellschaftlicher Funktion die Notwendigkeit zukommen, keine gesellschaftliche Funktion zu erfüllen, um sich dadurch „frei und selbstbestimmt“ von allen gesellschaftlichen Zwängen entfalten zu können.


In der post-postmodernen Dialektik eines Jacques Ranciére verhält es sich genau umgekehrt: Dort nämlich ist die gesellschaftliche Funktion der Kunst, dass sie potentiell JEGLICHE Funktion in der Gesellschaft einnehmen kann, diese durch ihr Einwirken verändert und gerade dadurch ihre Wirkmächtigkeit gewinnt.


Bedeutet dieser Ansatz, dass jeder einzelne Künstler potentiell alles Mögliche machen muss, oder weist er darauf hin, dass man über die Kunst heute viel mehr ermöglichen könnte, als hinlänglich bekannt ist?


10. Fazit

Künstler sind in Marzahn u.a. auch deshalb nicht gerne gesehen, weil man vermutet: Erst kommen die Künstler, dann die Gentrifizierung und dann explodieren die Mieten und der Exodus beginnt.

Man hat mich schon gefragt: wo sollen die Marzahner_innen hin, wenn in der Platte Billig-Party-Hostels eingerichtet werden und an die unzähligen Zwei- u. Dreiraumwohnungen zur temporären Vermietung an Juppies Auto-Garagenaufzüge angebaut bekommen?


Ich will die Marzahner_innen beruhigen: Das wird in/mit Marzahn nie passieren, auch wenn es seit kurzem in der Presse immer wieder heisst, Marzahn würde plötzlich eine „Coole Platte“ (SZ) sein und das „Neue Kreuzberg“ (BILD) werden. Das ist doch alles Augenwischerei!


Die Künstler, die in Marzahn schon seit langem arbeiten, ode auch gerade jetzt nach Marzahn kommen, um dort zukünftig zu arbeiten und dann oft auch für längere Zeit bleiben wollen, die bezwecken zumeist Gegenteiliges als ihr Image es vermuten lässt. Die MarzahnerInnen könnten ihnen deshalb aktiv entgegentreten und den Dialog bzw. die Debatte suchen.


Die Marzahner_innen mögen keine „tote Kunst“. Das sind für sie Objekte, die in Museen und Galerien kommentarlos aufgehängt sind. Dagegen wissen sie es meiner direkten Erfahrung nach sehr wohl zu schätzen, wenn künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum passieren und sie dabei einbezogen werden. Die Marzahner_innen haben durchaus konkrete Visionen, wie sie selbst ihren Lebensraum verändern wollten, wenn man sie dabei unterstütze.


Aber dies ist Inhalt eines nächsten Projekts im Sommer 2014, wo Maurice ist da! wieder in Marzahn auftauchen wird.


Selbst- und Fremdbestimmung, die Beziehung zwischen dem „Ich“ und dem „Wir“, der „Innen-Außen Bezug“, die Frage nach Veränderung und die Notwendigkeit der Eigeninitiative. Dies sind gemeinsame Themen der an zahlreichen Baustellen arbeitenden KünstlerInnenwelt, wie auch der Welt vieler an der Realität hart arbeitender Marzahner BürgerInnen.


Ich hoffe, mein „Schaffen“ hat gezeigt, dass eine Möglichkeit der gegenseitigen Annäherung besteht. Auf jeden Fall scheinen es die Menschen in Marzahn geschätzt zu haben, dass Kunst eben nicht nur „Seelenmassage“ für den Bildungsbürger-Feierabend sein kann, oder das kryptische Schachspiel der Intellektuellenelite. Wenn man das Foto auf der Aufschlagseite dieser Homepage genauer betrachtet, erscheine ich darauf übrigens nicht gerade als einladend-freundlich lächelnder Mann. Ich schaue eher skeptisch. Diese Haltung kam ganz natürlich. 


Maurice de Martin

Ein Projekt-Fazit

„Ja haben Sie denn keine Aufträge, oder warum machen Sie denn so etwas? Haben Sie überhaupt irgendwas studiert?“


RBB Radio1-Moderator im Interview mit Maurice ist da! während einer Live-Sendung im August 2013.

Kasia Fudakowski: „Lower Your Ambitions“, as seen on „Berlin Art Week“